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8. Bopparder Schulleitungsgespräch thematisiert Umgang mit krisenhaften Situationen im Kontext Schule
Der Aufbau eines professionellen Krisenmanagements ist eine zentrale Aufgabe von Schulleitung. „Daher fokussieren wir im diesjährigen Schulleitungsgespräch auf den Umgang mit krisenhaften Situationen im Kontext Schule“, erläuterte Carl-Anton von Gleichenstein, stellvertretender Leiter des Pädagogischen Landesinstituts (PL) und Leiter des dazugehörigen Zentrums für Schulleitung und Personalführung (ZfS), das das alljährliche Schulleitungsgespräch organisiert.
Der Bedarf an Austausch und Unterstützung ist groß: Über 200 Teilnehmer zählte das 8. Bopparder Schulleitungsgespräch auf dem Gelände der Landespolizeischule in Lautzenhausen. Die Veranstaltung des ZfS fand in Kooperation mit der Abteilung schulpsychologische Beratung des PL sowie der rheinland-pfälzischen Polizei beinahe am geographischen Mittelpunkt von Rheinland-Pfalz statt. Teilnehmer waren Schulleiterinnen und Schulleiter aus dem gesamten Bundesland. „Ziel der fast zehnjährigen Tradition des Schulleitungsgesprächs ist, ein aktuelles und vielschichtiges Thema, wie in diesem Jahr Krisenprävention und Krisenmanagement, zu bearbeiten und auch kontrovers zu diskutieren“, erläuterte von Gleichenstein.
Krisenhafte Situationen im Kontext Schule umfassen mehr als Gewalt bzw. Gewaltandrohung durch und gegen Schülerinnen und Schüler. Auch Unglücksfälle mit Todesfolge wie Verkehrsunfälle mit Schulbus und Bahn sowie Selbstmorde bzw. -versuche im Umfeld der Schule gehören hierzu. Schulleiterinnen und Schulleiter sind als Führungspersonen in diesen krisenhaften Situationen ganz besonders gefordert. Sie müssen in einer zu Beginn oft noch unklaren Situation rasch Entscheidungen treffen, dabei zumeist gegen ein Gefühl der Ohnmacht ankämpfen und eine Fülle von Informationen und Maßnahmen gleichzeitig steuern. Zielorientiertes Handeln mit klaren Verantwortlichkeiten und einer eindeutigen Rollenverteilung sowie einer funktionierenden Kommunikationsstruktur aller vor Ort Beteiligten wie Schulleitung, Polizei, Rettungskräfte und Schulpsychologen sind in Krisensituationen von enormer Bedeutung. Ziel der Veranstaltung des ZfS in Kooperation mit der schulpsychologischen Beratung des PL und der Polizei war daher zum einen die Information über mögliche präventive Maßnahmen, Intervention und Nachsorge, vor allem aber das Bewusstsein dafür zu stärken, dass eine wertschätzende und vertrauensvolle Kultur in Schulen die Bewältigung von Krisen erleichtert. Die Anwesenden sollten an Sicherheit gewinnen, wie in krisenhaften Situationen reagiert werden kann und wie Entstehungsbedingungen von emotionaler und körperlicher Gewalt besser erkannt werden können, um daraus praktische Schlussfolgerungen für die Arbeit in Schulen zu ziehen. Dabei wurde einmal mehr die zentrale Rolle von Schulleitung für Arbeitsatmosphäre und Klima einer Schule deutlich.
Den Auftakt der ganztägigen Veranstaltung machte der anschauliche Vortrag des Erfolgsautors Dr. med. Michael Winterhoff „Wege aus der Erziehungskrise – Was kann Schule dazu leisten?“. Aus der Sicht des Kinderpsychiaters berichtete er den Anwesenden von neuen Entwicklungsstörungsbildern, die ihm in seiner Praxis immer häufiger begegneten. Die gute Nachricht: Lehrkräfte und Eltern können zumindest diesen Beziehungsstörungen und sich potenziell daraus ergebenden Krisen entgegenwirken. Nach einer angeregten Diskussion konnten die Schulleiterinnen und Schulleiter an verschiedenen Foren zum Thema teilnehmen: Diese reichten unter anderem von werteorientierter Führung, der Einrichtung von schulinternen Krisenteams, der Bedrohungsanalyse und dem Bedrohungsmanagement über das Handeln in akuten Krisensituationen zur Nachsorge dieser Situationen. In der abschließenden intensiven Podiumsdiskussion mit Vertretern verschiedener Perspektiven auf Schule, Schulleitung, Eltern, Schulaufsicht, Schulpsychologie und Schulleitungsfortbildung, wurden unterschiedliche Erwartungen und Erfahrungen artikuliert. Thematisiert wurden hier auch auf Anregung der vorhergehenden Foren unter anderem die Sinnhaftigkeit und Umsetzung von Krisen-Trockenübungen, aber auch Erfahrungen der Anwesenden mit akuten Bedrohungssituationen und die Ansprüche an die Rolle der Schulleitung bei der Bewältigung der Krise. „Der Umgang mit krisenhaften Situationen wurde gewinnbringend diskutiert, das Ziel Kooperation und Vernetzung zu verstärken wurde erreicht“, bestätigte Dr. Birgit Pikowsky, Direktorin des PL, den Erfolg des diesjährigen Schulleitungsgesprächs. Wichtig sei ihr zudem, dass die Anwesenden mit dem Wissen um die bestehenden Unterstützungsangebote an ihre Schulen zurückkehrten. Von Gleichenstein bestätigte, er sehe den Bedarf an Unterstützung und Austausch zum Thema Krisenprävention, aber auch Führung in der Krise und werde daher zusätzliche regionale Fortbildungen für die Schulleiterinnen und Schulleiter anbieten, die heute nicht teilnehmen konnten.
Bildhafte Eindrücke zum 8. Bopparder Schulleitungsgespräch finden Sie hier.